Das Marine-Luftschiff L2
Der Marineluftkreuzer “L 2” war das größte aller bisher gebauten Zeppelin-Luftschiffe.
Eine ähnliche Katastrophe, wie sie den “L 1” betroffen hat, erschien bei dem “L 2”, der über eine doppelt so große Ballastreserve verfügte, ziemlich ausgeschlossen.
Die auf See herrschenden Luftströmungen, die zwar konstanter sind als auf dem Lande, dafür aber auch mit um so größerer Gewalt aufzutreten pflegen, hatten ferner eine Verstärkung der Motorenkraft notwendig gemacht. Die Maschinenanlagen von 720 Pferdestärken vermöchten selbst starken Stürmen zu trotzen.
Aber auch äußerlich unterschied sich “L 2” von dem ersten Marine-Luftschiff nicht unwesentlich. Der schwere Dienst, den Offziere und Mannschaften in gleicher Weise auf Seefahrten haben, hatte einen größeren Schutz der Besatzung und eine, wenn auch geringe, Bequemlichkeit notwendig gemacht. So waren die in dem Laufgange untergebrachten Unterkunftsräume praktischer als bisher angelegt. Die Anlage für drahtlose Telegraphie war wesentlich vergrößert worden. Zwei Funker teilten sich in die Bedienung der Apparate.
Eine Neuerung war auch die Anlage der beiden mächtigen Scheinwerfer, die nicht wie bisher durch eine Akkumulatorenbatterie, sondern durch eine Dynamomaschine gespeist wurden, deren Antrieb durch einen der Motoren in der vorderen Gondel bewirkt wurde. In der Mitte des Schiffes war auf dem Rücken des Luftkreuzers eine Plattform angebracht, die vier bis fünf Personen Platz bot. Hier konnte auch ein drehbares Geschütz aufgestellt werden, das so konstruiert war, daß das Gelände unter dem Schiffe bis zu einem Winkel bis zu 45 Grad bestrichen werden konnte.
Das Luftschiff hatte eine Länge von 160 Metern, einen Durchmesser von 16 1/2 Metern, besaß eine Führergondel und zwei Maschinengondeln mit je zwei Motoren. Der Gasinhalt der 18 Zellen war auf 27.000 Kubikmeter berechnet. Die vier Motoren, von denen die beiden vorderen je 150, die hinteren je 200 Pferdestärken entwickelten, waren nach dem Maybachschen Prinzip in Friedrichshafen erbaut.
Die Besatzung bestand aus 3 Offizieren, 4 Steuerleuten und 12 Mechanikern. Infolge seiner hohen Tragkraft konnte die Mannschaft im Notfalle verdoppelt werden. Nach den Berechnungen der Ingenieure der Zeppelin-Gesellschaft sollte dieses Luftschiff das erste sein, das imstande gewesen wäre, ohne größeres Risiko die Fahrt über den Ozean nach Amerika auszuführen