Geschichte des
Marineluftschiff “L2″
Das Reichsmarineluftschiff “L2” war das größte aller Zeppelin-Luftschiffe, das Deutschland zur Zeit besaß. Die Erfahrungen, die das Reichsmarineamt mit dem vernichteten “L1” gemacht hatte, hatten gezeigt, daß für den Seeweg Schiffe zur Verwendung kommen müssten, die motorisch stärker sein und eine größere Tragkraft besitzen müssen als die Landluftschiffe.
Die Abnahmefahrt des “L2”, zu der die Behörde den Führer und die Besatzung stellte, während die Zeppelingesellschaft einen Ingenieur teilnehmen ließ, erfolgte am Sonnabend, den 20. September 1913, also nur kurze Zeit nach jenem trüben Septembernachmittage, als der erste stolze Luftkreuzer der deutschen Marine, das Zeppelinluftschiff “L1”, unweit Helgoland der Gewalt der Elemente zum Opfer fiel und in den Fluten der Nordsee begraben wurde.
Zur näheren Erklärung:
Jedes Luftschiff hat, bevor es in den Besitz der Marineverwaltung übergeht, zunächst eine Anzahl sogenannter Werftprobefahrten zu erledigen, auf denen die allgemeinen Einrichtungen und die gesamte Brauchbarkeit des Luftschiffes erprobt wird. Diese Werftprobefahrten hatte “L2” hinter sich gebracht.
Am 20. September befand sich “L2” während der Fahrt noch im Besitz der Werft, wurde aber nach der Ankunft in Johannisthal unter Vorbehalt des richtigen Funktionierens aller Teile abgenommen. Einem Vorbehalt, der während der weiteren sogenannten Marineprobefahrten üblich ist.
Während dieser Periode ist die Marineverwaltung in der Lage, gewisse Abänderungen, die noch als notwendig erscheinen, zu verlangen, und von der Erfüllung dieser Forderungen bleibt die endgültige Übernahme abhängig. In diesem Stadium hat sich “L2” befunden, der also im Besitz der Marineverwaltung unter den üblichen Vorbehalten gewesen ist und in solcher Lage bis zur gänzlichen Erledigung der Probefahrten verblieben wäre.
Die Abnahmefahrt am 20. September 1913 stellte der Leistungsfähigkeit des jüngsten Zeppelinschiffes ein glänzendes Zeugnis aus: hatte doch das Schiff, dessen Führung in den Händen des Kapitäns Gluud lag, mit außerordentlich schwierigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen, die siegreich überwunden wurden.
Diese erste größere Fahrt – auf ihr zeigte sich in der Mittagsstunde der Luftkreuzer auch der Leipziger Einwohnerschaft zum ersten Male – bewies deutlich, daß in dem “L2” ein vollwertiger Ersatz für den vernichteten “L1” gefunden war.