Marine-Luftschiff L2 – Zeppelin LZ18
Trauerfeier für die mit dem Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18) am 17.10.1913 in Johannistal tödlich Verunglückten.
Die Evangelische Garnisonkirche am Kaiser-Friedrich-Platz füllte heute eine große Trauergemeinde. Es galt, den im Zeppelin–Luftschiff “L 2” verunglückten Offizieren und Mannschaften die letzte Ehre zu erweisen. Gestern waren die Särge im feierlichen Zuge aus dem Garnisonlazarett nach der Kirche übergeführt und im Altarraum in zwei langen Reihen aufgebahrt worden. In der Mitte die Särge der Offiziere, rechts und links die der Unteroffiziere und Mannschaften.
Kriegsflaggen der Marine sind unterhalb der buntverglasten Chorfenster ausgespannt, Matrosen und Marineinfanteristen halten die Ehrenwacht. Unter Hunderten von Kränzen sind die Särge völlig verdeckt. Widmungsbänder in allen Farben schmücken sie.
Marineluftschiff L 2 Trauerfeier Einlasskarte
Bereits am Vormittag, ehe die Kirche den mit Einlaßkarten versehenen Trauergästen geöffnet wurde, hatte Prinz Adalbert im Auftrages des Kaiserpaares an jedem Sarg einen Kranz niedergelegt. Von allen deutschen Bundesfürsten, den Truppenteilen, Verbänden, Vereinen der Marineangehörigen usw. waren Kränze und Palmenzweige gesandt.
Auf schwarzen Sammetkissen ruhen die Orden und Ehrenzeichen, welche die Verstorbenen getragen. Die Galerien der Kirche waren von Marinesoldaten gefüllt, Abordnungen der Marinestationen, die auf Befehl des Kaisers an der Trauerfeier teilnahmen. In den vorderen Reihen des Mittelschiffes hatten die Angehörigen Platz genommen, für die Trauergäste war ein Teil der Bänke auf der rechten Seite des Mittelschiffes freigehalten.
Bald ist der sonnendurchleuchtete Raum gefüllt. Die gesamte Admiralität und die in Berlin anwesende Generalität war in der Trauerversammlung vertreten. Alle Offizierskorps der Groß-Berliner Garnison hatten Abordnungen entsandt. Vertreter des Magistrats und Reichstagspräsident Kaempf waren anwesend. Von den Vertretern fremder Staaten legt als erster der französische Marineattaché einen riesigen Kranz mit einer langen Schleife in den Farben der Trikolore nieder.
Inzwischen nehmen die zur Trauerparade befohlenen Truppenteile vor der Kirche Aufstellung. Eine Schwadron Garde-Kürassiere mit der Regimentsmusik reitet an und die Leib-Batterie des 1. Garde-Feldartillerie-Regiments fährt auf. Die Glocken setzen sich mit schwingendem Geläut ein. Durch die Massen, die im weiten Bogen den abgesperrten Platz vor der Kirche umsäumen, geht eine Bewegung. Die gelb und braunen kaiserlichen Kraftwagen fahren ein. Mit würdigem Ernst wird schweigend das Kaiserpaar begrüßt. Kaiser und Kaiserin werden vor der Kirche vom Kronprinzenpaar sowie den Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar und Joachim erwartet.
Der Kaiser in Admiralsuniform begrüßt zunächst den Großadmiral v. Tirpitz und sodann den alten Grafen Zeppelin, der in Ulanenuniform erschienen war. Längere Zeit spricht er mit beiden Herren. Sodann begrüßt der Kaiser die Kronprinzessin, den Kronprinzen und seine anderen Söhne. Die Majestäten nehmen darauf in der rechten Seitenloge der Kirche Platz.
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Die Feier beginnt mit
dem Gesang “Jesus
meine Zuversicht”.
Alsdann halten Militär-
Oberpfarrer Goens und
der katholische Garnison-
Pfarrer Ansprachen.
Gesang schließt die
ergreifende Feier. |
Dumpf rollen die Paukenschläge der Kürassierkapelle. Schweigend werden Sarg auf Sarg von den Marinesoldaten auf die Wagen gehoben. Der imposante Zug geht in Gold der Oktobersonne, unter fallenden roten Blättern, zum Garnisonfriedhof in der Hafenheide.
Die Prinzen im Trauergefolge |
Die sechs kaiserlichen Prinzen im Trauergefolge; von links nach rechts:
Prinz Oskar, Prinz August Wilhelm, Prinz Adalbert, der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Joachim. (Quelle: Rhein und Düssel) |
Rasselten nicht die Verschlüsse der Photographen, so würde kein Ton den Frieden stören. Nur hier und da ein Wimmern aus Frauenmund vor einem der sieben Särge, die hier in ein gemeinsames Grab gebettet werden.
Ankunft des Trauerzuges auf dem Garnisonsfriedhof
Die Fahnen senken sich, die Häupter entblößen sich zum Gebet für die Braven, die nun der “Erde ihres Vaterlandes, für das sie gestorben”, wiedergegeben sind. So sagt der Geistliche in zu Herzen gehender Ansprache.
Dann die drei Infanterisalven, kurz wie drei Peitschenhiebe; dumpfer Donner von zwölf Kanonenschüssen; und nun treten die Kaisersöhne, alle sechs, an das Grab heran und erweisen den Toten die letzte Ehre, während das Schluchzen verhallt.
Der deutsche Kronprinz
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Der deutsche Kronprinz streut
als Erster Blumen in die Gruft.Ihm folgten die Prinzen sowie sämtliche Generäle.(Quelle: Rhein und Düssel) |
Graf Zeppelin bei der Trauerfeier
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Graf Zeppelin an dem offenen Grab
(Quelle: Die Woche)
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In der Kirche waren das Kaiserpaar mit der Kronprinzessin zurückgeblieben. Kaiserin und Kronprinzessin treten in den Kreis der Angehörigen der Verstorbenen, jedem ein freundliches Trostwort zusprechend und zum Beileid die Hand drückend.
Dann verabschiedet sich die kaiserliche Familie. Unabsehbare Menschenmengen erweisen ihnen wieder schweigend ehrfürchtigen Gruß.
Es war eine tiefbewegende Vaterlandsfeier. Unwillkürlich richteten sich die Blicke spähend zur Höhe, ob nicht dort oben ein Luftkreuzer zum Ehrengeleit erscheinen würde. Wir sind eben mit dem Zeppelin-Werk bereits auf das innigste verbunden.
Die Helden, die ihr Leben für die große deutsche Sache hingegeben haben, ruhen nun in der Erde Schoß.
Auf der Rückfahrt begegnet man noch einem einzelnen Trauerwagen, der zur Bahnhofs-Überführung einen Toten trägt. Wie jäh nebeneinander sind der stolze Sieg in den Lüften und der zerschmetternde Todessturz.
Es klingt auch hier wie in dem alten Reiterlied:
“Man träumt von Siegeskränzen,
Man denkt auch an den Tod.”