Geschichte des Marineluftschiff L2

Geschichte des
Marineluftschiff “L2″

 

Das Reichsmarineluftschiff “L2” war das größte aller Zeppelin-Luftschiffe, das Deutschland zur Zeit besaß. Die Erfahrungen, die das Reichsmarineamt mit dem vernichteten “L1” gemacht hatte, hatten gezeigt, daß für den Seeweg Schiffe zur Verwendung kommen müssten, die motorisch stärker sein und eine größere Tragkraft besitzen müssen als die Landluftschiffe.

Die Abnahmefahrt des “L2”, zu der die Behörde den Führer und die Besatzung stellte, während die Zeppelingesellschaft einen Ingenieur teilnehmen ließ,  erfolgte am Sonnabend, den 20. September 1913, also nur kurze Zeit nach jenem trüben Septembernachmittage, als der erste stolze Luftkreuzer der deutschen Marine, das Zeppelinluftschiff “L1”, unweit Helgoland der Gewalt der Elemente zum Opfer fiel und in den Fluten der Nordsee begraben wurde.

Zur näheren Erklärung:

Jedes Luftschiff hat, bevor es in den Besitz der Marineverwaltung übergeht, zunächst eine Anzahl sogenannter Werftprobefahrten zu erledigen, auf denen die allgemeinen Einrichtungen und die gesamte Brauchbarkeit des Luftschiffes erprobt wird. Diese Werftprobefahrten hatte “L2” hinter sich gebracht.

Zeppelin LZ 18 - Marine-Luftschiff L2 - Johannistal

Am 20. September befand sich “L2” während der Fahrt noch im Besitz der Werft, wurde aber nach der Ankunft in Johannisthal unter Vorbehalt des richtigen Funktionierens aller Teile abgenommen. Einem Vorbehalt, der während der weiteren sogenannten Marineprobefahrten üblich ist.

Während dieser Periode ist die Marineverwaltung in der Lage, gewisse Abänderungen, die noch als notwendig erscheinen, zu verlangen, und von der Erfüllung dieser Forderungen bleibt die endgültige Übernahme abhängig. In diesem Stadium hat sich “L2” befunden, der also im Besitz der Marineverwaltung unter den üblichen Vorbehalten gewesen ist und in solcher Lage bis zur gänzlichen Erledigung der Probefahrten verblieben wäre.

Die Abnahmefahrt am 20. September 1913 stellte der Leistungsfähigkeit des jüngsten Zeppelinschiffes ein glänzendes Zeugnis aus: hatte doch das Schiff, dessen Führung in den Händen des Kapitäns Gluud lag, mit außerordentlich schwierigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen, die siegreich überwunden wurden.

Diese erste größere Fahrt – auf ihr zeigte sich in der Mittagsstunde der Luftkreuzer auch der Leipziger Einwohnerschaft zum ersten Male – bewies deutlich, daß in dem “L2” ein vollwertiger Ersatz für den vernichteten “L1” gefunden war.

 

 

L2 Technische Daten

Nummer beim Luftschiffbau Zeppelin LZ 18
Baujahr 1913
Bauwerft: Friedrichshafen
Bautyp
– offizielle Bezeichnung
i
Marinebezeichung: L 2
Länge: 158 m
Durchmesser des Rumpfes: 16,6 m
Zahl der Ecken: 19
Abstand der Ringträger: 8 m
Anzahl der Zellen: 18
Inhalt der Zellen: 27.000 m3
Tragvermögen: 11,1 t
Statische Höhe: 2.000 m
Anzahl der Motoren: 4
Hersteller: Maybach
Motorentyp: C-X
Leistungsstärke je Motor: 180 PS
Gesamtleistung: 720 PS
Anzahl der Gondeln:

1 Führergondel

2 Maschinengondeln

Anzahl der Propeller: 4
Geschwindigkeit: 21 m/Sek.
Reichweite: ~ 2.100 km
Zugang (Marine): September 1913
Zahl der Fahrten: 10
Flugzeit gesamt: 34 Std. 16 Min.
Fahrtstrecke gesamt: 1.717 km
Erste operative Fahrt: 9. Oktober 1913
Abgang (Marine): 17. Oktober 1913
Ort: Johannisthal
Ursache: Knallgasexplosion,
Absturz aus 200 m Höhe

L2 Quellen

L2 Quellen

Marine-Luftschiff L2 – Zeppelin LZ18

 

Nachstehend die L2 Quellen der Artikel und Bilder, die für die Seiten über den Zeppelin LZ 18 – Marine-Luftschiff L2 verwendet wurden:

 

L2 Bilder:

Berliner Lokalanzeiger

Die Woche

Berliner Illustrirte Zeitung

Rhein und Düssel

Tägliche Rundschau

Aufnahme Foto Fischer / Abzüge Privatbesitz

Weiters:

http://www.johflug.de

http://www.luftschiffharry.de/faq11.htm

http://hydrogencommerce.com/zepplins/zeppelin5.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/LZ_18

Sowie:

Foto Baumeister Felix Pietzker sowie Cover 2. Auflage “Festigkeit der Schiffe”
mit freundlicher Genehmigung: Lino von Gartzen/www.abtauchen.com

Die jeweiligen Bilder unterliegen, sofern sie nicht frei von Rechten Dritter sind bzw. von mir erstellt wurden, den Rechten des jeweiligen Eigentümers und werden von mir nur zur bildlichen Dokumentation verwendet.

L2 Texte:

Berliner Tagesblatt

Düsseldorfer Anzeiger

Leipziger Neue Nachrichten

Berliner Lokalanzeiger

Tägliche Rundschau

Kieler Neueste Nachrichten

Div. Zeitungsausschnitte unbekannten Ursprungs
sowie
“Die Deutschen MarineLuftschiffe” v. Paul Schmalenbach (Tabelle “Technische Daten”)

L2 Presse International

L2 Presse International

 

Marine-Luftschiff L2 – Zeppelin LZ18

Die Presse international zum Unglück des Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18)

Österreich

Wien, 17.10.1913

Die Wiener Blätter drücken in herzlichen Worten den aufrichtigen Schmerz und das innigste Mitgefühl ganz Österreichs zu dem Unglück aus, welches das Deutsche Reich durch die Katastrophe des Marine-Luftschiff L2 und durch den Verlust so vieler tapferer Menschenleben neuerlich betroffen habe.

Die allgemeine Teilnahme wendet sich besonders auch dem Grafen Zeppelin zu, dem durch alle bisherigen Widrigkeiten in seiner Willens- und Arbeitskraft ungebeugten Erfinder und Erbauer der nach ihm benannten Luftschiffe.

Die Blätter sprechen die Überzeugung aus, daß auch diese Katastrophe wie alle mit Gut und Blut jetzt schon so teuer erkauften Erfahrungen, die Eroberung der Luft und den Siegesweg der Luftschiffahrt nicht aufhalten könne.

 

Niederlande

Amsterdam, 18.10.1913

Das Amsterdamer “Handelsblad” bespricht die Katastrophe des Marine-Luftschiff L2, und drückt seine aufrichtige Teilnahme für das deutsche Volk aus, das so tüchtige Mitbürger verloren habe, ferner für die Marinebehörden und besonders für den alten Grafen Zeppelin, dessen Trübsale nicht enden zu wollen scheinen.

Frankreich

Paris, 18. 10.1913

In den Bemerkungen der Pariser Presse über das Zeppelin-Unglück kommt ziemlich allgemein die Ansicht zum Ausdruck, daß die neue Katastrophe dem Zeppelin-Lenkballon eine schwere, wenn nicht eine entscheidende Niederlage zugefügt habe. Diese Ansicht wird von hervorragenden Fachleuten auf dem Gebiete der Aeronautik geteilt. Man weist darauf hin, daß die Elemente an diesem Unfall keinen Anteil hatten, daß vielmehr zur Zeit der Katastrophe das prächtigste Wetter herrschte.

Der “Figaro” meint:

“Es gibt in Frankreich niemanden, der nicht voll Respekt diese allzu zahlreichen Opfer der Luft begrüßen wird.”

Die “Debats” u.a.:

Ein natürliches Gefühl des Mitleids und der sympathischen Gemeinbürgschaft regt sich unter diesen ernsten Umständen für die Opfer des grauenhaften Unfalles und für unsere Nachbarn, die kein Fehlschlag entmutigt. Dem Mißgeschick, das ihre Zeppeline hartnäckig verfolgt, gelingt es weder, ihr kräftiges Vertrauen zu erschüttern, noch ihre Tätigkeit zu verlangsamen. Ein Lenkballon verschwindet – ein anderer ersetzt ihn. Damit gibt Deutschland ein Beispiel der Standhaftigkeit und Energie, das zu bewundern man sich nicht verhindern kann.

England

London, 18.10.1913

Der “Daily Chronicle” schreibt:

Deutschland hat für die Eroberung der Luft einen hohen Preis bezahlt, höher als irgendeine andere Nation. Frankreich hat vielleicht hundert seiner Söhne verloren, Deutschland trauert um eine viel größere Zahl. Der L2 ist der zehnte Lenkballon des Zeppelinschen Systems, der einer Katastrophe zum Opfer fällt. Die lange Liste dieser Unfälle muß schließlich das Zutrauen an die Nützlichkeit der Lenkluftschiffe zerstören. Es ist heute klar, daß die Zukunft dem Flugzeug und nicht dem Lenkluftschiff gehört.

Die “Daily Mail” erklärt:

Der Umstand, daß zu den Gefahren einer Zerstörung durch Unwetter noch die Gefahr der Explosion kommt, muß notgedrungen die Zweifel über den Wert der Lenkluftschiffe erhöhen.

Die “Times” schreibt:

Unter diesen tragischen Umständen wäre es verzeihlich, wenn sich auch nur zeitweise ein Gefühl der Depression des deutschen Publikums bemächtigte. Aber wir würden sehr enttäuscht sein, wenn der Verlust zweier so großartiger Luftschiffe den Fortschritt in der aeronautischen Entwicklung Deutschlands auch nur einen Tag aufhielte. Wenige Stunden nach dem Unglück des L2 flog das Passagierschiff “Hansa” über Berlin hinweg. Die Trauernden werden in ihm ein Ermutigungszeichen für die Zukunft erblickt haben.

Major Powell, ein Mann, dessen Wort im Kreise der Luftschiffer gehört zu werden verdient, richtete einen Brief an die Times, in dem er die Wissenschaft beschwört, alles aufzubieten, um ein unexplodierbares Gas zu erfinden, das geeignet sei, für Luftschiffe Verwendung zu finden.

Im “Daily Telegraph” steht:

In diesem Augenblick wendet sich die Sympathie des britischen Volkes, dessen eigene Empfindungen durch die letzten Ereignisse in Aufregung versetzt worden waren, in Bewunderung und Trauer dem gesamten Volke jenseits der Nordsee zu. Das deutsche Volk erhebt sich gegen diesen Schlag mit einer Mündigkeit, die unsere Bewunderung erregt. Der sofortige Entschluß, das andere Luftschiff aufsteigen zu lassen, schlug in dieser Stunde der Trauer eine Note an, welche die Engländer zu würdigen wissen.

Die Deutschen teilen mit uns die Eigentümlichkeit, sich nach einer augenblicklichen Niederlage stolz emporzurichten und den Entschluß, nicht zurückzuweichen, nur weil ein Unglücksfall sie betroffen. Wir hegen keinen Zweifel, daß das Ziel der Entwicklung des vollkommenen Luftschiffes trotz aller Schrecken nicht nur in Deutschland, sondern auch in England weiter verfolgt werden wird.

L2 Reaktionen International

L2 Reaktionen International

 

Marine-Luftschiff L2 – Zeppelin LZ18

Reaktionen international – und nicht nur aus dem unmittelbar benachbarten Ausland – auf den Absturz des Marineluftschiff L2 (Zeppelin LZ 18):

Österreich

Wien, 17.10.1913

Feldzeugmeister Krobatin an den Staatssekretär des Reichsmarineamtes:

“Mit tiefer Ergriffenheit wurde die erschütternde Nachricht von der Explosion des Marineluftschiffes L2 zur Kenntnis genommen. Innige Teilnahme erfüllt unsere ganze Armee, umso mehr, als das tückische Elemente nicht nur das Luftschiff, sondern auch das teure Leben vieler tüchtiger Kriegskameraden unbarmherzig vernichtet hat.

Ich beehre mich, bei diesem neuerlichen und so betrübenden Anlaß der verbündeten deutschen Kriegsmarine mein und des k. und k. Heeres aufrichtig gefühltes Beileid zu diesem schweren Verlust auszudrücken. (gez.) v. Krobatin, Feldzeugmeister.”

Der Präsidialvorstand der Marinesektion des Kriegsministeriums sprach heute vormittag auf der deutschen Botschaft in offizieller Weise das Beileid der österreichisch-ungarischen Flotte an dem Unglück des L2 aus.

 

Ungarn

Budapest, 18.10.1913

Der Ministerpräsident Graf Tisza an den gemeinsamen Minister des Äußern Grafen Berchtold:

“Anläßlich des erschütternden Johannisthaler Unglücks ersuche ich Ew. Exzellenz, der kaiserlich deutschen Regierung meine sowie der ungarischen Regierung aufrichtige, tiefe Teilnahme auszudrücken.”

 

Italien

Prinz Ludwig von Savoyen, Herzog der Abruzzen:

“Tiefbewegt durch die folgenschwere Katastrophe, von der das Marineluftschiff L2 betroffen worden ist, bitte ich Euerer Exzellenz, den Ausdruck meiner aufrichtigsten Anteilnahme für die Hinterbliebenen entgegennehmen zu wollen. Luigi Savoia.”

Rom, 17.10.1913

Der italienische Kriegsminister und der Marineminister haben telegraphisch in Berlin das Beileid der italienischen Armee und Marine ausgedrückt.

Rom, 18.10.1913

Der “Popolo Romano” meldet, daß der Kriegs- und der Marineminister in Berlin telegraphisch das Beileid der italienischen Armee und Marine zu der Katastrophe des Marineluftschiff L2 ausgedrückt haben.

 

Frankreich

Paris, 17.10.1913

Präsident Poincaré an Kaiser Wilhelm:

“Ich erfahre von dem schmerzlichen Unglück, das dem Marineluftschiff L2 widerfahren ist, und von dessen schrecklichen Folgen. Ich bitte Eure Majestät, an mein tiefes Mitgefühl mit den Familien der unglücklichen Opfer zu glauben. Ich erneuere Euer Majestät die Versicherung meiner Hochachtung. Gez. Poincaré.”

Der Marineminister Baudin, der sich zur Zeit in Tunis aufhält, und dort das Unglück bereits in den ersten Nachmittagsstunden erfahren hatte, sandte ein Beileidstelegramm an die deutsche Marineverwaltung.

Paris, 18. 10.1913

Marineminister Baudin hat in einem Telegramm an die französische Botschaft in Berlin den französischen Marineattaché gebeten, sich in das Reichsmarineamt zu begeben, um das lebhafteste Beileid des Ministers und der französischen Marine aus Anlaß des Unglücks des Marineluftschiff  L2 auszudrücken.

Der Minister des Äußern, Pichon, und der Marineminister Baudin haben dem deutschen Botschafter, Freiherrn von Schoen, anläßlich der Katastrophe des L2 ihr Beileid ausgedrückt.

Der Französische Aeroklub an den Deutschen Luftfahrer-Verband:

“Tief ergriffen von der schrecklichen Katastrophe des Zeppelin-Luftschiffes spricht der Französische Aeroklub dem Deutschen Luftfahrer-Verband seine mitfühlende Teilnahme aus.”Ferner sind vom schwedischen, niederländischen und griechischen Marineminister, sowie von dem Kommandanten der österreichisch-ungarischen Luftschiffer-Abteilung herzliche Beileidstelegramme eingelaufen. Zahllos sind auch die Bezeugungen aufrichtiger Anteilnahme von Städten und Gemeinden, von Korporationen, Gesellschaften und Privatpersonen.

L2 Reaktionen

L2 Reaktionen National

 

Marine-Luftschiff L2 – Zeppelin LZ18

 

Reaktionen aus dem Inland auf das Unglück des Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18):

 

Beileidstelegramme des Kaisers und der Kaiserin an das Reichsmarineamt:

Bonn. 17.10.1913

“Wieder hat ein schwerer Schicksalsschlag meine Marine getroffen. Das Luftschiff “L2” ist einer Explosion zum Opfer gefallen und fast 30 brave Männer, darunter die berufendsten Förderer der neuen Waffe, haben dabei ihr Leben lassen müssen. Ihr Tod im Dienste des Vaterlandes sichert ihnen bei mir und dem ganzen deutschen Volke ein ehrendes Gedenken.

Ihren Angehörigen ist unser allerherzlichstes Beileid gewiß. Aber die Trauer über das Geschehene wird, davon bin ich überzeugt, nur zu erneuten Anstrengungen anspornen, die so wichtige Luftschiffwaffe zu einem zuverlässigen Kriegsmittel zu entwickeln. Wilhelm I.R.”

Potsdam. Neues Palais.

“Bin tief erschüttert von dem erneuten Unglück, das unsere Marine durch den Unfall des Marineluftschiffes “L 2” erlitten hat. Gott tröste die armen Hinterbliebenen. Würde Ihnen dankbar sein für nähere Nachrichten. Viktoria.”

Berlin 17.10.1913

Der Reichskanzler richtete an Großadmiral von Tirpitz folgendes Telegramm:

“Tieferschüttert durch die Trauernachricht vom Verluste des “L 2″ spreche ich Euer Exzellenz und der Kaiserlichen Marine meine herzlichste Teilnahme aus. Eure Exzellenz bitte ich gleichzeitig, auch den Hinterbliebenen der Besatzung, die im Dienste des Reiches einen ehrenvollen Soldatentod fand, den Ausdruck meines Beileids übermitteln zu wollen. (gez.) Bethmann Hollweg.”

Das Telegramm des Grafen Zeppelin:

“Wer könnte mehr ergriffen sein und tiefer mit der Marine trauern als ich.”

 

Berlin. 18.10.1913

Weitere Telegramme an den Staatssekretär Großadmiral v. Tirpitz:

Die Kaiserin:

“Tief erschüttert durch die Nachricht von dem neuen schweren Unglück, das die Marine betroffen hat, bitte ich Sie, den Hinterbliebenen der tapferen Männer, die in treuer Pflichterfüllung den Tod fanden, Meine herzlichste und wärmste Teilnahme auszusprechen. Gott tröste die Hinterbliebenen in ihrem großen Schmerz. Auguste Viktoria.”

Der Kronprinz:

“Spreche Euerer Exzellenz mein tiefgefühltes Beileid aus zu dem erneuten erschütternden Verlust, der unsere Marine betroffen hat.”

Der Großherzog von Oldenburg:

“Empfangen Euere Exzellenz meine allerherzlichste Teilnahme an dem schweren Unglück, das die Marine betroffen hat. Friedrich August.”

Der Senat von Bremen an den Kaiser:

“Tief erschüttert durch die Zerstörung des Marineluftschiffes “L 2”, der auch die brave Besatzung zum Opfer gefallen ist, spricht Eurer Majestät der Senat ehrerbietigst seine tiefempfundene Teilnahme zu dem schweren Verluste aus, der Eure Majestät und die kaiserliche Marine betroffen hat.”

Gleichzeitig hat der Senat auch dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes sein Beileid drahtlich ausgesprochen.

 

Frankfurt a.M., 17.10.1913

Die Leitung der Deutschen Luftschiffahrt-A.-G. hat verfügt, daß zum Zeichen der Anteilnahme an der Katastrophe des Marineluftschiffes alle Fahrten mit Passagierluftschiffen der Delag am Samstag ausfallen sollen. Die Volksfahrten der “Viktoria Luise”, die aus Anlaß der Jahrhundertfeier Samstag in Frankfurt stattfinden sollten und für die sehr zahlreiche Anmeldungen vorlagen, werden auf einen der nächsten Tage verschoben. Die auf dem Frankfurter Flugplatze geplante Feier fällt gleichfalls aus. Sämtliche Luftschiffhäfen der Delag in Deutschland setzen ihre Flaggen auf Halbmast.

Die Delag hat Beileidstelegramme an den Staatssekretär Tirpitz, den Grafen Zeppelin und die Witwe des Kapitän Gluud gesandt.

 

Die “Norddeutsche Allgemeine Zeitung” schreibt zu der Luftschiffkatastrophe:

“Lebhaftes Mitgefühl mit den Opfern des Unglücks, die in treuer Pflichterfüllung im Dienste des Reichs ihr Leben haben lassen müssen, wird durch die Trauerkunde allenthalben geweckt werden. Je inniger die freudige Teilnahme unseres Volkes an den bewunderungswürdigen Errungenschaften der Luftschiffahrt ist, desto schmerzlicher werden die weitesten Kreise berührt durch so schwere Unglücksfälle, die die großartigen Fortschritte der Technik bisher nicht haben verhindern können.

In Dankbarkeit gedenkt das Land der wackeren Männer, die so plötzlich ihrer Wirksamkeit entrissen wurden.”

L2 Die Trauerfeier

L2 Die Trauerfeier

 

Marine-Luftschiff L2 – Zeppelin LZ18

 

Trauerfeier für die mit dem Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18) am 17.10.1913 in Johannistal tödlich Verunglückten.

Die Evangelische Garnisonkirche am Kaiser-Friedrich-Platz füllte heute eine große Trauergemeinde. Es galt, den im ZeppelinLuftschiff “L 2” verunglückten Offizieren und Mannschaften die letzte Ehre zu erweisen. Gestern waren die Särge im feierlichen Zuge aus dem Garnisonlazarett nach der Kirche übergeführt und im Altarraum in zwei langen Reihen aufgebahrt worden. In der Mitte die Särge der Offiziere, rechts und links die der Unteroffiziere und Mannschaften.

Kriegsflaggen der Marine sind unterhalb der buntverglasten Chorfenster ausgespannt, Matrosen und Marineinfanteristen halten die Ehrenwacht. Unter Hunderten von Kränzen sind die Särge völlig verdeckt. Widmungsbänder in allen Farben schmücken sie.

Marineluftschiff L 2 Trauerfeier Einlasskarte

Bereits am Vormittag, ehe die Kirche den mit Einlaßkarten versehenen Trauergästen geöffnet wurde, hatte Prinz Adalbert im Auftrages des Kaiserpaares an jedem Sarg einen Kranz niedergelegt. Von allen deutschen Bundesfürsten, den Truppenteilen, Verbänden, Vereinen der Marineangehörigen usw. waren Kränze und Palmenzweige gesandt.

Auf schwarzen Sammetkissen ruhen die Orden und Ehrenzeichen, welche die Verstorbenen getragen. Die Galerien der Kirche waren von Marinesoldaten gefüllt, Abordnungen der Marinestationen, die auf Befehl des Kaisers an der Trauerfeier teilnahmen. In den vorderen Reihen des Mittelschiffes hatten die Angehörigen Platz genommen, für die Trauergäste war ein Teil der Bänke auf der rechten Seite des Mittelschiffes freigehalten.

Bald ist der sonnendurchleuchtete Raum gefüllt. Die gesamte Admiralität und die in Berlin anwesende Generalität war in der Trauerversammlung vertreten. Alle Offizierskorps der Groß-Berliner Garnison hatten Abordnungen entsandt. Vertreter des Magistrats und Reichstagspräsident Kaempf waren anwesend. Von den Vertretern fremder Staaten legt als erster der französische Marineattaché einen riesigen Kranz mit einer langen Schleife in den Farben der Trikolore nieder.

Inzwischen nehmen die zur Trauerparade befohlenen Truppenteile vor der Kirche Aufstellung. Eine Schwadron Garde-Kürassiere mit der Regimentsmusik reitet an und die Leib-Batterie des 1. Garde-Feldartillerie-Regiments fährt auf. Die Glocken setzen sich mit schwingendem Geläut ein. Durch die Massen, die im weiten Bogen den abgesperrten Platz vor der Kirche umsäumen, geht eine Bewegung. Die gelb und braunen kaiserlichen Kraftwagen fahren ein. Mit würdigem Ernst wird schweigend das Kaiserpaar begrüßt. Kaiser und Kaiserin werden vor der Kirche vom Kronprinzenpaar sowie den Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar und Joachim erwartet.

Der Kaiser in Admiralsuniform begrüßt zunächst den Großadmiral v. Tirpitz und sodann den alten Grafen Zeppelin, der in Ulanenuniform erschienen war. Längere Zeit spricht er mit beiden Herren. Sodann begrüßt der Kaiser die Kronprinzessin, den Kronprinzen und seine anderen Söhne. Die Majestäten nehmen darauf in der rechten Seitenloge der Kirche Platz.

Die Feier beginnt mit
dem Gesang “Jesus
meine Zuversicht”.
Alsdann halten Militär-
Oberpfarrer Goens und
der katholische Garnison-
Pfarrer Ansprachen.
Gesang schließt die
ergreifende Feier.

Dumpf rollen die Paukenschläge der Kürassierkapelle. Schweigend werden Sarg auf Sarg von den Marinesoldaten auf die Wagen gehoben. Der imposante Zug geht in Gold der Oktobersonne, unter fallenden roten Blättern, zum Garnisonfriedhof in der Hafenheide.

Die Prinzen im Trauergefolge

Die sechs kaiserlichen Prinzen im Trauergefolge; von links nach rechts:
Prinz Oskar, Prinz August Wilhelm, Prinz Adalbert, der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Joachim. (Quelle: Rhein und Düssel)

 

Rasselten nicht die Verschlüsse der Photographen, so würde kein Ton den Frieden stören. Nur hier und da ein Wimmern aus Frauenmund vor einem der sieben Särge, die hier in ein gemeinsames Grab gebettet werden.

Ankunft des Trauerzuges auf dem Garnisonsfriedhof

Die Fahnen senken sich, die Häupter entblößen sich zum Gebet für die Braven, die nun der “Erde ihres Vaterlandes, für das sie gestorben”, wiedergegeben sind. So sagt der Geistliche in zu Herzen gehender Ansprache.

Dann die drei Infanterisalven, kurz wie drei Peitschenhiebe; dumpfer Donner von zwölf Kanonenschüssen; und nun treten die Kaisersöhne, alle sechs, an das Grab heran und erweisen den Toten die letzte Ehre, während das Schluchzen verhallt.

Der deutsche Kronprinz

Der deutsche Kronprinz streut
als Erster Blumen in die Gruft.Ihm folgten die Prinzen sowie sämtliche Generäle.(Quelle: Rhein und Düssel)

Graf Zeppelin bei der Trauerfeier

Graf Zeppelin an dem offenen Grab

(Quelle: Die Woche)

In der Kirche waren das Kaiserpaar mit der Kronprinzessin zurückgeblieben. Kaiserin und Kronprinzessin treten in den Kreis der Angehörigen der Verstorbenen, jedem ein freundliches Trostwort zusprechend und zum Beileid die Hand drückend.

Dann verabschiedet sich die kaiserliche Familie. Unabsehbare Menschenmengen erweisen ihnen wieder schweigend ehrfürchtigen Gruß.

Es war eine tiefbewegende Vaterlandsfeier. Unwillkürlich richteten sich die Blicke spähend zur Höhe, ob nicht dort oben ein Luftkreuzer zum Ehrengeleit erscheinen würde. Wir sind eben mit dem Zeppelin-Werk bereits auf das innigste verbunden.

Die Helden, die ihr Leben für die große deutsche Sache hingegeben haben, ruhen nun in der Erde Schoß.

Auf der Rückfahrt begegnet man noch einem einzelnen Trauerwagen, der zur Bahnhofs-Überführung einen Toten trägt. Wie jäh nebeneinander sind der stolze Sieg in den Lüften und der zerschmetternde Todessturz.

Es klingt auch hier wie in dem alten Reiterlied:

“Man träumt von Siegeskränzen,
Man denkt auch an den Tod.”

 

L2 Nachruf & Trauerfeier

L2 Nachruf

Zeppelin LZ 18 - Marine-Luftschiff L2

Nachruf für die mit dem Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18) tödlich Verunglückten:

“Wieder hat ein schwerer Schicksalsschlag meine Marine getroffen. Das Luftschiff “L2” ist einer Explosion zum Opfer gefallen und fast 30 brave Männer, darunter die berufendsten Förderer der neuen Waffe, haben dabei ihr Leben lassen müssen.

Ihr Tod im Dienste des Vaterlandes sichert  ihnen bei mir und dem ganzen deutschen Volke ein ehrendes Gedenken. …”

 Wilhelm I.R.

 

“Ich weiß, daß alle Angehörige des Luftschiffbaues Zeppelin meinen Schmerz um die Kameraden, die als Opfer ihrer Pflichttreue im Dienste der unserem Vaterlande geweihten Sache ihr Leben ließen, von Herzen teilen, daß sie aber auch mit mir entschlossen sind, das Andenken dieser Getreuen am höchsten zu ehren, indem wir doch mit unentwegter glaubensfroher Weiterarbeit eine noch größere Sicherheit für unsere Luftschiffer schaffen, damit die Todesopfer der Einzelnen für viele zur Wahrung des Lebens werden.”

Graf Zeppelin

L2 Die Rettungsarbeiten

L2 Die Rettungsarbeiten

L2 Die Rettungsarbeiten Ausgebrannter Zeppelin LZ 18 - Marine-Luftschiff L2

Die Rettungsarbeiten gestalteten sich ungemein schwierig:

Die Aufräumarbeiten wurden gestern nachmittag gegen 5 Uhr von Pionieren begonnen. Die Mannschaften rückten mit Sägen, Aexten, Spaten und anderen Werkzeugen heran und hatten äußerst schwierige Arbeit zu verrichten. Die Trümmer waren zum Teil fest ineinandergekeilt und mußten häufig mit Sägen auseinander gesägt werden. Die einzelnen Stücke wurden auf einen großen Haufen geworfen und sollen heute früh fortgeschafft werden.

Bei den Aufräumungsarbeiten wurden die völlig verkohlten Leichen des Segelmannsmaates Müller und des Friedrichshafener Ingenieur Schüler gefunden. Die Mannschaften des Marine-Detachements rangen, ungeachtet der Verletzungen, die sie sich an den spitzen und scharfen Trümmern zuzogen, mutig in das Gewirr von Metall und Drähten ein. Mit starken Tauen zogen sie das Gerippe auseinander und suchten an die Leichen heranzukommen.

Außer den militärischen Sachverständigen vom Reichsmarineamt und zahlreichen Offizieren aller Waffengattung erschien auch Branddirektor Reichel von der Berliner Feuerwehr mit den Brandinspektoren Hammer und Mende und mehreren Brandmeistern an der Unfallstelle. Ferner sah man viele bekannte Fachleute, darunter Professor v. Parseval, Major Groß, Hauptmann v. Jena und Oberst Messing. Gegen 7 Uhr abends wurden die Aufräumungsarbeiten abgebrochen. Die Unfallstelle wurde durch Mannschaften des 3. Garderegiments, die abends um 7 Uhr eintrafen, die ganze Nacht hindurch zerniert.

Die braven Mechaniker und Offiziere sind so gestorben, wie sie an ihren Posten standen. In der vorderen Führergondel fand man die Leichen Kapitänleutnant Freyers, des Korvettenkapitäns Behnisch und der beiden anderen Offiziere sowie des Kapitän Gluud auf. Kapitänleutnant Freyer hatte sich an einen Draht angeklammert und die Lederjacke über den Kopf gezogen, um sich offenbar bis zuletzt vor den Flammen zu schützen. Gluud war am Oberkörper völlig verkohlt. Auch die Leiche des Korvettenkapitäns Behnisch bot einen furchtbaren Anblick. Die Mechaniker fand man meist neben den Motoren hingestreckt auf ihren Posten, die sie in dem Augenblick eingenommen hatten, als der Tod sie ereilte.

Am furchtbarsten haben offenbar die Mannschaften der hinteren Gondel zu leiden gehabt. Hier wirkte die Explosion weniger stark, und das Feuer vernichtete erst auf dem Boden das Heck vollständig. Hier wurden die Marine-Oberingenieure Busch und Haußmann gefunden.

 

L2 Das Wrack

L2 Das Wrack

Zeppelin LZ 18 - Marine-Luftschiff L2

Das Wrack des Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18) an der Unglücksstelle. Beschreibung und Bilder.

Die Überreste des Luftschiffes lassen deutlich erkennen, daß der Ballon nach dem Brande senkrecht in die Tiefe gestürzt ist. Die Gondeln mitsamt den schweren, viele Zentner wiegenden Motoren haben sich tief in die Erde eingewühlt, und die kurze Grasnarbe, die das Feld deckt, ist in einem Umkreise von etwa 10 bis 15 Metern verbrannt.

Ein scharfer, alles durchdringender Geruch von verbrannter Leinewand, Gummi und von Leichen durchdringt die Luft, so daß es in der unmittelbaren Umgebung des Trümmerhaufens kaum auszuhalten ist.

Die Propeller der vordersten Maschinengondel sind noch fast unversehrt. Ebenso die Kardanwellen, die die Schrauben mit dem Motor verbunden haben. Die beiden mächtigen Motoren haben sich tief in den Boden eingewühlt. Sie waren noch nach einer Stunde heiß. Irgendetwas Besonderes ließ sich jedoch nicht feststellen, obwohl gerade sie die Ursache des furchtbaren Unglücks gewesen sind.

Die Führergondel, die ganz vorn am “Zeppelin“, noch vor der ersten Maschinengondel angebracht war, ist vollständig zusammengebogen und in sich selbst zusammengebrochen. Die starken Aluminiumwände sind wie dünnes Blech zerknickt. Der Mittelgang, der alle drei Gondeln verband, läßt sich noch jetzt in seinen äußeren Umrissen wenigstens erkennen. Die dünnen Spanten, die an manchen Stellen kaum zentimeterdick sind, liegen vollständig deformiert und geknickt umher.

Wie groß die Explosion gewesen ist, läßt sich schon daraus erkennen, daß derartige Rippen und Spanten ebenso wie Teile der Gondeln, Holzstücke usw. bis auf den etwa 600 Meter entfernten Flugplatz geschleudert worden sind. Hier haben die Überreste sich zu einer Höhe von 4 bis 5 Metern emporgetürmt. Sie begruben die Gondel, in der sich nach der Ansicht der Sachverständigen noch Leichen befinden müssen.

Das Heck hat am wenigsten gelitten. Die Steuerzellen zeigen zum Teil noch ihre Verkleidung und halbverbrannte Leinewandfetzen hängen allenthalben herum. Die mächtigen Benzintanks liegen vollständig geleert umher. Ihr Inhalt hat sich im Augenblick der Explosion auf die Gondeln und in das Innere entleert. Die mächtigen Aluminiumfässer zeigen aber noch deutlich ihre Form.

Hier und da liegen Kleidungsstücke der ums Leben gekommenen Mannschaften umher. Westen, Lederhosen und Jacken, meist völlig verkohlt, boten sich dem Auge des entsetzten Beobachters dar. Den furchtbarsten Anblick aber boten die Leichen. Fast alle sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und lassen sich nur schwer rekognoszieren. Krankenautomobile und -wagen fuhren unablässig unter der Leitung des Direktors des Britzer Krankenhauses über den Platz und brachten die menschlichen Überreste fort.

In der Tasche des Führers, Kapitänleutnants Freyer, fand man eine Liste derjenigen Personen, die an der Unglücksfahrt teilgenommen haben.