L2 Amtliche Darstellung

L2 Amtliche Darstellung

L2 Amtliche Darstellung Absturz Marineluftschiff

Marineluftschiff L2 – Zeppelin LZ 18

L2 Amtliche Darstellung zum Absturz des Marine-Luftschiff L2 (Zeppelin LZ 18)

Die amtliche Darstellung gibt an: Das Marineluftschiff  L2 befand sich seit seiner Übernahme durch die Marine im Probefahrtsverhältnis und sollte heute vormittag 8 Uhr zu einer in den Abnahmebedingungen vorgesehenen kurzen Höhenfahrt von Johannisthal aus aufsteigen.

An Bord befanden sich von der

 

etatsmäßigen Besatzung:

Der Kommandant, der Marineingenieur und 13 Mann;

ferner vom Reichsmarineamt:

die Luftschiffabnahmekommission, bestehend aus einem Offizier,
zwei höheren Baubeamten, einem Marineingenieur und drei technischen Sekretären;

von der Zeppelinwerft:

ein Luftschiffkapitän, ein Ingenieur und zwei Monteure;

ferner ein Kapitänleutnant als Kommandantenschüler und ein Armeeoffizier als Gast,

im ganzen also 28 Personen.

 

Um das durch das Abnahmepersonal von Marine und Werft bedingte Mehrgewicht auszugleichen, waren fünf Personen der normalen Besatzung und ferner folgende Ausrüstungsteile zurückgelassen worden: Alle Außenbordteile und der Sender der Funkeinrichtung, Scheinwerfer und Armierung.

Kurz nach 8 Uhr vormittags wurde das Schiff aus der Halle geholt und stieg nach sorgfältiger Erprobung aller Teile, vor allem auch der Motoren, und nach Auswechselung einer Zündmaschine in der hinteren Gondel um 10 Uhr 16 Min. vormittags auf. Es erreichte rasch eine Höhe von etwa 200 Metern.

Um 10 Uhr 19 Min. wurde von zuverlässigen Persönlichkeiten beobachtet, daß im ersten Drittel der vorderen Motorengondel zwischen Gondel und Hülle eine Flammengarbe entstand, die zunächst das Vorschiff bis zur Spitze in Brand setzte. Das Feuer breitete sich schnell nach hinten aus und zerstörte die äußere Hülle. Für einen kurzen Augenblick waren die hinteren Gaszellen noch unverletzt sichtbar, wurden dann aber gleichfalls vom Feuer ergriffen.

In höchstens zwei bis drei Sekunden stand das ganze Schiff in Flammen und eine Explosion wurde aus etwa 700 Meter Entfernung gehört. Gleichzeitig senkte sich das Luftschiff und fiel zuerst horizontal, dann sich langsam mit der Spitze nach unten neigend bald auf etwa 40 Meter Höhe vom Erdboden. Hier erfolgte eine zweite Explosion, die, wie aus der schwarzen Rauchentwicklung zu schließen war, vermutlich von Benzin herrührte. Beim Anprallen auf den Erdboden erfolgte eine dritte, jedoch schwächere Explosion. Das Gerippe stürzte in sich zusammen.

Die Haltemannschaften der Marineluftschiff-Abteilung eilten im Laufschritt nach der etwa 700 Meter entfernten, an der Rudower Chaussee gelegenen Unfallstelle. Hier waren schon Mannschaften einer in der Nähe übenden Pionierabteilung eingetroffen. Mit diesen wurden die Bergungsarbeiten aufgenommen. Ärztliches Personal war sofort zur Stelle. Nach kurzer Zeit erschienen auch die  Johannisthaler Feuerwehr und mehrere Krankenautomobile der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (AEG). Von den Insassen des Luftschiffes wurden zwei Mann lebend, außerhalb der Trümmer liegend, vorgefunden; aus den Trümmern selbst wurden der schwer verletzte Leutnant Freiherr von Bleuel befreit. Sämtliche übrigen 25 Insassen, die nach und nach in den Trümmern gefunden wurden, gaben kein Lebenszeichen mehr von sich.

Von den drei Überlebenden starb einer an der Unfallstelle, der zweite auf dem Transport in das Krankenhaus Britz, wo Leutnant Freiherr von Bleuel noch als einziger Überlebender mit lebensgefährlichen Verbrennungswunden darniederliegt.

Die übrigen im Luftschiff Befindlichen sind noch während des Absturzes oder spätestens beim Aufprall getötet worden, da die meisten Toten außer Verbrennungen schwere Verletzungen des Rumpfes und der Wirbelsäule, sowie Schädelbrüche aufweisen.

Die Unfallstelle wurde sofort militärisch abgesperrt und bewacht. Aus den bisherigen Beobachtungen ergibt sich zunächst, daß die Ursache des Unfalles in einer Entzündung zu suchen ist, die nicht im Innern des Luftschiffes, sondern in oder über der vorderen Motorengondel entstand. Es wird versucht werden, durch genaue Untersuchungen der Überbleibsel über die Entstehungsursache Genaueres in Erfahrung zu bringen.

Die Marine sieht sich in kurzer Zeit einem neuen, schweren Unglücksfall gegenüber, der sie ihres neuesten Luftschiffes beraubt hat. Sie betrauert den Tod vieler braver Männer, die ihr Leben für das Vaterland gelassen haben.

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